8. Hypotheken auf die Zukunft

Es gibt eine schöne Kurzgeschichte in einem alten Micky-Maus-Heft von 1960: Donald Duck friert in einem Winter in seinem Haus vor dem kalten Ofen, weil er keine Holzvorräte hat. Er geht mit der Axt hinaus in den Schnee, aber er findet keinen Baum, weil er schon alles abgeholzt hat. Also kehrt er zurück, verheizt den Axtstiel und wärmt sich an ihm – ziemlich kurz. Damit hat er auch kein Werkzeug mehr.

Wie die Verantwortlichen der Osterinsel leben auch jene der heutigen Welt weit über ihre ökologischen Verhältnisse und verbrauchen mehr Ressourcen, als zur Verfügung stehen. Deshalb hat das „Global Footprint Network“ 1987 den Earth Overshoot Day eingeführt (auf deutsch: „Welterschöpfungstag“, „Weltüberlastungstag“, „Ökoschuldentag“ oder „Erdüberlastungstag“).  Das Datum des Earth Overshoot Day bezeichnet nach Wikipedia den Zeitpunkt, „an dem die menschliche Nachfrage an natürlichen Ressourcen die Kapazität der Erde zur Reproduktion dieser Ressourcen übersteigt. (…) Zu den entsprechenden Indikatoren dieses Phänomens werden gezählt: Treibhauseffekte, die schneller erzeugt werden als von Wäldern und Ozeanen absorbiert und abgebaut werden, Abholzung der Wälder, Rückgang der Artenvielfalt, Überfischung.“

Dieser Earth Overshoot Day wird seit 1987 jährlich berechnet. Er fiel 1987 auf den 19. Dezember und jetzt, 2015, auf den 13. August. Das war „der Tag, an dem  die Menschheit die natürlichen Ressourcen eines ganzen Jahres erschöpft hat“ (footprintnetwork.org). Ab dem 14. August 2015 lebt die Weltgesellschaft also von der Substanz.

Jahr Overshoot Day
1987 19. Dezember
1990 7. Dezember
1995 21. November
2000 1. November
2005 20. Oktober
2007 26. Oktober
2008 23. September
2009 25. September
2010 21. August
2011 27. September
2012 22. August
2013 20. August
2014 19. August
2015 13. August

Aber nicht nur der ökologische Ressourcenverbrauch ist eine Hypothek auf die Zukunft – auch der ökonomische Ressourcenverbrauch, die konkrete Verschuldung des Finanzsektors ist eine Hypothek auf die Zukunft. Die globale Verschuldung stieg nach einer Studie des McKinsey Global Institute von 2007 bis 2014 um 57 Billionen Dollar auf fast 200 Billionen Dollar.
Die deutschen Atomkonzerne Eon und RWE und die französische ÉdF hatten schon vor dem Atomausstieg und der Energiewende Schulden zwischen 40 und sechzig Milliarden Euro. Der japanische Atombetreiber TEPCO hatte vor Fukushima 50 Milliarden Dollar Schulden. Das ist eigentlich unvorstellbar mit der atomaren Lizenz zum Gelddrucken durch Atomstrom. Die Atomwirtschaft hinterläßt bei wenigen Jahrzehnten Stromproduktion radioaktive Altlasten für hunderttausend Jahre.
Die EU-Kommission will über den „Europäischen Fonds für strategische Investitionen“ (EFSI) 315 Milliarden Euro investieren. Die Europäische Zentralbank verlieh 2012 eine Billion Euro zu sehr günstigen Bedingungen an europäische Banken. Japans Notenbank pumpte 2012 und 2013 umgerechnet über eine Billion Euro in das Finanzsystem. Japan hatte 2013 eine Staatsverschuldung von über 7,8 Billionen Euro.

Foto: (c) Zängl/GÖF